Bei uns gab es gestern Nostalgie pur: Saure Kartoffelrädle. Eigentlich ein typisches Nachkriegsessen weckt es mir Erinnerungen an meine Kindheit. Meine Tante Hilde – Gott habe sie selig – hat sie häufig zubereitet, wenn ich zu ihr zu Besuch kam, da sie wusste, dass ich sie gerne esse.
Ich habe sie noch mit ein wenig Rotwurst ergänzt, denn irgendwie glaubt man, dass Kartoffeln und etwas Sauce allein der heutigen Lebensart nicht mehr entsprechen. Früher gab es natürlich keine Wurst dazu, dafür gelegentlich Kopfsalat, da die Rädle als Hauptgericht dienten.
========== | REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 |
Titel: | SAURE KARTOFFELRÄDLE |
Kategorien: | Eintopf, Kartoffeln |
Menge: | 4 Personen |
Zutaten
1 | kg | Festkochende Kartoffeln | |
1 | Bund | Schnittlauch | |
H | SOSSE | ||
30 | Gramm | Butter | |
30 | Gramm | Mehl | |
1 | Ltr. | Gemüsebrühe | |
1 | Lorbeerblatt | ||
Weißwein- oder Apfelessig nach Gusto | |||
1 | geh. TL | Senf | |
Salz, Pfeffer, Muskat | |||
3 | Prisen | Majoran | |
1 | groß. | Zwiebel | |
1 | Essl. | Butterschmalz |
Quelle
Nach einem Rezept in "Badische Zeitung" |
Erfasst *RK* 14.03.2009 von | |
Ulli Fetzer |
Zubereitung
Kartoffeln:
Am besten eignen sich festkochende Kartoffelsorten. Die Rädle sollen in der Soße ihre Struktur behalten und nicht zerfallen, sonst wird das Gericht am Ende unansehnlich.
Die Kartoffeln werden ca. 2,5 Stunden vor dem Essen in der Schale gekocht und, nachdem sie etwas ausgekühlt sind, gepellt und erst kurz vor der Fertigstellung in nicht zu dünne Scheiben geschnitten. Die Wartezeit ist zu empfehlen, da sonst die Kartoffeln nicht richtig abbinden und die Scheiben zerfallen.
Die Soße:
Grundlage ist eine Béchamel-Soße. Zunächst wird die Butter in einem Topf geschmolzen. Sie soll nur flüssig werden und aufschäumen, aber nicht braun werden. Dann wird die gleiche Menge an Mehl sukkzessive hineingesiebt, dabei wird kräftig gerührt. Die flüssige Butter saugt das Mehl vollständig auf, beide verbinden sich und auf dem Topfboden ist es nun fast trocken.
Das alles geschieht bei moderater Hitze. Wird zu kräftig geheizt und sowohl Butter als auch Mehl braun, so gibt es keine weiße Soße, sondern eine Einbrenne. Wer das lieber mag, verfährt so.
Nun wird mit der kalten Gemüsebrühe aufgegossen, und zwar langsam und unter ständigem kräftigen Rühren mit dem Schneebesen. Diese Grundsoße lässt man nun fünfzehn Minuten zusammen mit einem Lorbeerblatt ganz leicht köcheln und rührt dabei gelegentlich um, damit nichts ansetzt. Dadurch verflüchtigt sich der Mehlgeschmack und der Buttergeschmack bleibt. Die Konsistenz der Soße wird ganz individuell geregelt, indem man Brühe zugibt oder weiter einkocht.
Das Lorbeerblatt herausnehmen. Nun geht es ans Abschmecken, und da es saure Kartoffelrädle werden sollen, muss nicht zu knapp Essig dran. Da das Auge mitisst, sollte man Weißwein- oder Apfelessig, aber keinen dunklen Essig (z.B. Rotweinessig) nehmen. Als weitere Würze wird etwas scharfer Senf hineingerührt, dazu Salz, Pfeffer und Muskat sowie Majoran.
Nebenher in einer Pfanne die sehr fein geschnittene Zwiebel in Butterschmalz goldgelb-glasig dünsten, dann in die Soße geben und verrühren. Wenn nun die Soße so schmeckt, dass man sie am liebsten gleich so weglöffeln möchte, ist sie richtig.
Fertigstellung:
Nun werden die Kartoffelscheiben hineingegeben. Alles zusammen noch einmal durchwärmen und zu guter Letzt mit fein geschnittenem Schnittlauch bestreuen.
Und wer auf Fleisch partout nicht verzichten möchte: Blutwurst oder event. auch Saitenwürstchen (Frankfurter, Wiener) passen prima dazu, müssen aber nicht sein. Früher hat man die Sauren Rädle als Hauptgericht mit Salat gereicht.
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Ich finde das hört/liest sich großartig! Habe sehr viel übrig für so Gerichte, erinnern mich an ungarische Fözeléks, dem das hier sehr nahe kommt. Auch die Kombination von Kartoffeln mit Saurem finde ich toll 🙂
Das kenne ich auch von früher – wobei ich gar nicht weiß, ob ich es selbst schon gegessen habe, oder nur von Erzählungen (war in unserer Familie glaube ich nicht sehr beliebt…) her kenne. 😉
Danke fürs Rezept – mir gefällt das, und zwar pur, ich brauch‘ nicht ständig Fleisch.
Du hattest letzten Sommer schon mal welche im Blog – irgendwie habe ich mich doch erinnert… 😉 Im Sommer ist mir glaube ich nicht danach, aber so als Wintergericht finde ich das gut.
Jetzt wo Du es sagst …
… mit mir nimmt es noch ein schlimmes Ende 😉
Mal sehen, was Du dazu sagst wenn Du sie probiert hast. Noch eine Empfehlung: Nicht ganz so viel Essig nehmen, es könnte sein, dass es Dir zu sauer wird – obwohl bekanntlich sauer lustig macht!
LG
Genau, kam mir auch bekannt vor. Für mich muss auch kein Fleisch dabei sein, aber Salat ist ok. Béchamel-Sauce ist heute ja eher verpönt, aber ich mag sie ab und an sehr gerne. Meine Mutter machte früher eine Zwiebelsauce mit dunkler Einbrenne. Zu paniertem Fisch am Freitag. Ich habe das schon seit Jahren nicht mehr gegessen, muss ich unbedingt mal kochen.